Hotels und aus­ländische Besitzer: Der Gast fordert heute absolute Transparenz

Hotels und aus­ländische Besitzer: Der Gast fordert heute absolute Transparenz


Ein Investor aus Russland finanziert den teuren Um­­bau und das Upgrading des Hotels. Ein Staatsfonds aus einem Emirat besitzt die Aktienmehrheit einer Nobelherberge. Saudische Prinzen ziehen die Fäden im Hintergrund eines Konglomerats von Boutique-Hotels. Ein Chinese sagt im Verwaltungsrat des Re­­sorts, wo es langgeht: Die gute alte Zeit, in der ausschliesslich Familien ihre Hotels nach bestem Wissen und Gewissen führten und deren Geschicke bestimmten, gehört auch in der Schweiz der Vergangenheit an. Klar, es gibt die Traditionshäuser immer noch, die in x-ter Generation von der gleichen Sippe gemanagt werden. Aber oft sitzen auch hier externe Geldgeber im Boot, oder die Grossfamilie ist längst in alle Winde verstreut, Wohl und Weh des Hauses auch von Branchenfremden abhängig.

Wenn die Eigentümer ausländische Pässe haben, ist das nicht ungewöhnlich und noch kein Grund zur ­Be­­sorgnis.

Es gibt in der Schweizer Hotelszene viele gute Beispiele von ausländischen Warenhauskönigen, Industrie­ma­gnaten oder Klinikbesitzern, die mit erheblichen Mitteln hiesigen Hotels zu neuem Glanz verhalfen und ernsthaftes Interesse zeigen an der Aufwertung unserer Hotellerie – mal abgesehen davon, dass auch Schweizer Unternehmer und Superreiche in der Branche engagiert sind.

Gefährlich wird es dort, wo die Eigentümerschaft in der Deckung bleibt, die Geldflüsse undurchsichtig sind, Strohmänner vorgeschoben werden und Entscheidungen in Shanghai, Moskau oder in dubiosen Steueroasen getroffen werden – oft schwer nachvollziehbar und nicht abgestimmt auf die lokale Befindlichkeit.

Denn die Medaille hat heute eine Kehrseite: Nicht erst seit Russland in der Ukraine einen brutalen Krieg angezettelt hat und reiche Russen unter Bann gestellt worden sind, interessiert sich das breite Publikum für geschäftliche Verflechtungen und Hintergründe. Wer ein Hotelzimmer bucht, möchte sicher sein, nicht un­­ter dem Dach eines potenziellen Schurken, Menschenrechtsverletzers oder Kriegs­gewinnlers zu nächtigen. Man lässt sich im Büro nach dem Kuschelwochenende oder den Golfferien ungern vorwerfen, das Geld naiv finsteren Mächten in den Rachen geworfen zu haben.

Auch Social Media sorgen für mehr Öffentlichkeit. Bankenskandale und ruchlos verursachte Firmenpleiten haben das breite Publikum sensibi­lisiert, Verwe­delungstaktiken und Schönfärbereien werden mit unrühmlichen Schlagzeilen und bissigen Kommen­taren bestraft. Es ist keine Todsünde, mit Besitzern zusammenzuarbeiten, die nicht dem gängigen Bild entsprechen, aber es ist eine Todsünde, ihnen nicht genau auf die Finger zu schauen und grösstmögliche Transparenz einzufordern.

Christoph Ammann, Leiter Reisen, Redaktion SonntagsZeitung / Tamedia

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