Krux mit der Sprache

Investitionsideen für den Betrieb wecken Finanzierungsbedürfnisse. Doch: Wie sage ich es meiner Bank?

Sprache ist komplex. Nicht nur, wenn wir in einer Fremdsprache kommunizieren – auch «deutsch und deutlich» ist mitunter gar nicht so einfach. Sie kennen das bestimmt: Nebst inhaltlichen Unklarheiten besteht immer wieder die Gefahr von Fehlinterpretationen. Entsprechend ist das wissenschaftliche Feld der Kommunikation breit; Literatur dazu gibt es wie Sand an Meer.


Was aber, wenn Kommunikationsweis­heiten, Duden oder modernste Übersetzungshilfen wie «deepl.com» nicht mehr weiterhelfen? Beispielsweise in Fällen, wo ein und dasselbe ausgedrückt werden will, man sich aber dennoch nicht versteht? Oder etwas konkreter: Wenn Hotellerie / Gastronomie und Finanzbranche bei ge­­planten Investitionsvorhaben auf keinen gemein­samen Nenner kommen, weil es am gegenseitigen Verständnis scheitert?

Dann kommt der Übersetzer ins Spiel, der idealerweise Praxiserfahrung in beiden Bereichen mitbringt. Wie ich, der Sie an dieser Stelle künftig regelmässig begrüssen und mit wertvollen Tipps versorgen wird. Nach einer gastgewerblichen Lehre, der Hotelfachschule und einem Nachdiplomstudium der Hotellerie folgte bei mir die betriebswirtschaftliche Weiter­bildung mit Finanzierungsgrundlagen der Bank.


Das Resultat ist ein hybrider Fachexperte (und neuerdings Kolumnist), der sich sowohl in den gastgewerblichen Betrieb hineindenken kann (Stichwort Abläufe, Produktion, Mitarbeitende) als auch die Betrachtungsweise der Finanzinstitute kennt; von der Projektbeurteilung bis zur Finanzierung. Idealerweise.


Nicht immer aber kommt es zur Finanzierung.

Das Gastgewerbe ist operativ getrieben – wir reden von einem «People Business». Gefragt ist konstante Qualität, der Gast will das Gesicht des Betriebs kennen, es regelmässig sehen, mit ihm sprechen. ­Zahlen sind lästig. Natürlich wird niemand deren Wichtigkeit bestreiten, aber der Fokus gilt dem Operativen.


Bei Banken ist dies – und hier liegt die ­Herausforderung – genau umgekehrt: Nackte Zahlen stehen im Vordergrund, Softfak­toren, wie die Betriebsführung, rücken in den Hintergrund. Als Übersetzer und Vermittler versuche ich, diese beiden Welten kommuni­kativ miteinander zu ­verknüpfen. Ohne Kommunikationsweisheiten. Ohne Duden. Ohne «deepl.com».

Es geht darum, dass der Bank der operative Gedanke des Betriebs vermittelt werden kann – dessen Stärken und Schwächen, aber auch die Chancen und Risiken. SWOT-Analyse, wie es im Fachjargon heisst. Gleich­­zeitig muss der Unternehmerin, dem Unternehmer die Wichtigkeit von Ergebnis- und Kennzahlen und deren Wirkung auf die Bank vermittelt werden. Ein Thema übrigens, kleiner Cliffhanger, das wir in einer der kommenden Kolumnen beleuchten werden.


Die Knackpunkte in dieser Übersetzungsrolle liegen auf der Hand: Der Gastro-Un­­ternehmer sehnt sich nach Wertschätzung für seine Arbeit im Betrieb, diejenige am Schreibtisch und das Abtauchen in Excel-Dateien ist primär ein Störfaktor. Bei der Bank lösen hingegen gut aufbereitete Unterlagen und Zahlen einen ersten posi­tiven Reflex aus – was aber noch nicht bedeutet, dass das Verständnis für den operativen Betrieb und die Leistung des Hoteliers oder der Gastronomin geschaffen worden ist.

Mit diesen Tipps kommen Sie dem gemeinsamen Nenner näher: Achten Sie darauf, dass die übersetzende respektive ver­mittelnde Person «beide Welten» kennt. Zögern Sie im Rahmen einer wertschät­zenden Ge­­sprächsführung nicht, auch fachspezifische Fragen zu stellen. Hören Sie bei den Bedürfnissen seitens Finanzinstitut zu. Denn nur gemeinsam lässt sich ein Konsens finden, der – vielleicht typisch schweizerisch – irgend­wo in der Mitte liegt. Verschaffen Sie sich Klarheit über das weitere Vorgehen. Das Resultat ist eine gemeinsame Sprache.


wir.ch/hs

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