Nicht-Alpenblick-Winkel zeichnen das Hotel Alpenblick aus

Nicht-Alpenblick-Winkel zeichnen das Hotel Alpenblick aus

Mitten in Bern steht das Hotel Alpenblick, ohne Alpenblick. Seit das erschlagende Alpenpanorama fehlt, sind Ideen gefragt, um für Gäste attraktiv zu sein. Robert Kneubühler und sein Team liefern sie ­zuverlässig. Dank unerwarteter Blickwinkel auf die Herausforderung der Zeit sind sie erfolgreich. Der Geschäftsführer führt
uns durch «sein» Haus und erzählt uns einige seiner besonderen Geschichten.

Das rote, markante, kleine Hotel an der Kasernenstrasse wurde 1897 gebaut. Der Blick über die Wiesen auf die Alpen war unverstellt. Der offene, freie Blick der etwas anderen Art ist im heutigen Hotel aber noch immer ein Qualitäts- und Alleinstellungsmerkmal. Das Hotel aus immer wieder neuen Blickwinkeln zu führen, zeichnen Geschäftsführer Robert Kneubühler und sein kleines, kreatives Team aus. Anders sein, anders denken, sind hier ge­­lebte Management-Maximen.

Nicht vorstellbar ist im «Alpenblick» das Sie, auch nicht mit den Gästen. Ebenso erklärt Robert: «Zimmerreinigung, selbstverständlich nicht». Auf jeden Fall nicht die tägliche – natürlich aus öko­logischen Gründen. Über 95 Prozent der Gäste des ­speziellen Hotels im Berner Beundenfeld finden das sehr positiv.

Während neue Wohnbauten den Alpenblick vom Ho­­tel Alpenblick aus seit den letzten Achtzigerjahren ­verstellen, ist der offene Blick Qualitätsmerkmal des aktuellen Hotelteams geworden, um die Herausforderungen anzupacken. In der Regel produziert dieser Blick originelle Projekte und Angebote, die von den Gästen geschätzt werden und zur harmonischen ­Stimmung im Haus beitragen.



Keine Bubble
Das Querdenken hat Robert von seinen Eltern mitbekommen. Sie führten in Willisau, im Luzerner Hinterland, das Hotel-Restaurant Krone. Es war im Quartal vor dem Jahr 2000 das innovativste (erste Pizzeria im Kanton) und humorvollste Haus im Städtchen (zum Beispiel Gäste «bauten» einen Teich mit Sandstrand ins Restaurant). Die «Krone» war keine Bubble. Es war der Treffpunkt für alle: Vieh- und Autohändler, Gewerbler, Lehrer, Sportler, Politiker, Design-Unternehmer, Journalisten, Polizisten, Bauern, Beamte – einfach alle.

Im Hotel Alpenblick die unterschiedlichsten Protagonisten mit ihren Geschäftsangeboten und die Gäste zusammenzubringen, das ist auch die Vision von Robert. «Synergien nutzen, die allen helfen», so Robert, «ohne nur den Profit im Auge zu haben», erklärt er sein Ziel. Nicht alles müsse Geld bringen. Spass und gelegentlich lustige Streiche gehörten auch dazu.

Bestimmung gefunden
Robert, der gelernte Koch (Lehre im Zunfthaus zu Rüden, Zürich), mit abgeschlossener Hotelier-Aus­bildung (Luzern, Passugg) im Sack, absolvierte branchenübliche Wanderjahre. Als Koch im Designhotel St. Martins Lane in London lernte er den Arbeitsrhythmus 7-2-1 kennen:

7 Tage arbeiten, 2 Tage schlafen, 1 Tag frei. Nach ­Stationen in Zürich im Florhof und im Plattenhof sowie als Direktionsassistent im Hotel Brasserie au Violon, Basel, fand er mit der Zeit seine berufliche Bestimmung.

Im Jahr 2010 übernahm er das Hotel Alpenblick als Geschäftsführer. Für zwei, drei Jahre, meinte er. ­Seither haben die Eigentümer gewechselt, von den Welcome Hotels (Marcel Wohlgemuth) zur Kind of a Hotel AG. Robert ist geblieben. Er genoss und geniesst deren volles Vertrauen. «Immer konnte ich meine Ideen umsetzen und bin absolut eigenständig», zieht er eine Zwischenbilanz. Um die Selbstverständlichkeit nachzuschieben: «Die Zahlen müssen stimmen.» Sie stimmen und Robert hat noch viel vor.



Harmoniker mit sprühenden Ideen
«Vibrant», müsste sein Hotel sein. Lebendig, wie das ACE Hotel in New York. Generationenübergreifend, wie die Hotels von Embassys of good Living (Deutschland), die moderne Lebensformen anbieten, wenn auch nicht ganz günstig. Seine Zukunftsvision ist ein eigenes städtisches Hotel, «das einen Mix von Lebensformen» praktiziert und wo immer «neue Geschichten» gelebt werden. «Und das harmonisch», schiebt der Familienmensch und Vater von drei Buben be­­tonend nach. «Ich bin ein harmonischer Mensch. Ich will gute Stimmung im Haus und im Team». Das brauche er, um Gastgeber zu sein, so wie früher seine Eltern.

Dass Harmonie und ein sprühender Ideenvulkan einander nicht ausschliessen, beweisen Roberts Ein- und Seitenblicke beim Foto-Rundgang durch «seinen» Hotel Alpenblick.



Team im Hotel Alpenblick ist immer pragmatisch

Heute ist das Hotel ein Ort, der nebst Gästen weitere spannende Protagonistinnen und Protagonisten unter einem Dach zusammenbringt. Ob nur für eine Nacht oder mehrere Wochen: Im «Alpenblick» bekommst du nicht einfach ein ­Zimmer, sondern ein Zuhause auf Zeit. Wir verstehen uns als «kind of a hotel» und wollen nebst dem Hotelbetrieb im ganzen Haus Synergien schaffen. Coiffeur, Restaurant, Coffeemobil mit Büchern, Bienen und ihr Imker oder die Bibliothek – alle arbeiten in unterschiedlichen Rollen. Aber alle schreiben am gleichen Drehbuch – und wir erreichen neben mehr Visibilität zusätzliche Mieteinnahmen.


Team: Flach ist nur unsere Hierarchie. Sonst sind wir ein sehr lebhaftes Team. Bei uns bringen alle ihre Interessen und Stärken ein und haben eigene Schwerpunkte. Das Team denkt mit, bringt Ideen ein und setzt sie um. Damit das im Alltag gut funktioniert, sind Vertrauen und ein intensiver Austausch nötig. Schliesslich betrifft uns als kleines Team jeder gefällte Entscheid sehr direkt. Darum treffen wir Entschei­dungen gemeinsam und tragen sie auch gemeinsam. Diese Harmonie im Team zu spüren ist etwas Tolles. Wir begegnen einander auf Augenhöhe. Und weil sich alle im Team wohlfühlen, spüren das auch unsere Gäste – was sich in den Bewertungen zeigt.
* Anmerkung der Redaktion: Robert Kneubühler, Direktor, hinterste Reihe, 4. v. r., grüner Pullover 

Coiffeur: Mit Sturmfrisur aufgewacht? Kein Problem. Auf der zweiten Etage versteckt sich der vielleicht spannendste Coiffeursalon in Bern. Nach Fashionshows in New York, Paris und Mailand liegen seit 2019 die Scheren des Star-Coiffeurs Enrico Bizzaro im «Alpenblick» bereit. Er löste die Super-crazy-indoor-Minigolf-Anlage ab. Gut möglich, dass Gäste auf dem Weg zum Zimmer eher zufällig durch den Salon laufen. Überraschung!



Darling: Keine Lust auf Einheitsbrei. ­Da­­rum ist 2023 das Restaurant Darling (darling.restaurant) bei uns ein­gezogen. Es überzeugt mit seiner Küche, die auf regionale Bio-Produkte setzt – pur, ehrlich, hausgemacht, zeitgemäss. Die Mitarbeitenden empfangen einen wie Freunde und Freundinnen zu Hause, mit ganz viel Herz. Volle Gläser, voller Bauch und volles Herz sind garantiert.




Nighty Nighty: Mit Nighty Nighty übernehmen wir für andere Hotels die Remote-Gästebetreuung über Nacht. Die Gründe für Nighty Nighty (nightynighty.ch) sind verschieden: Hotels finden keine Mitarbeitenden, müssen Kosten sparen oder sind schlicht zu klein für eigene Nachtportiers. Seit der Pandemie ist die Nachfrage stark gestiegen. Hotels und Gäste sind digital affiner geworden. Zudem wuchs die Akzeptanz, dass nicht rund um die Uhr jemand vor Ort ist. Ein Teil des «Alpenblick»-Teams und weitere Remote-Mitarbeitende be­­treuen die Hotels aus der Ferne.



Journey Coffee and books: Dreimal die Woche fährt Rachael mit ihrem Citroën-Oldtimer vor und bereitet frisch im Foodtruck fantastischen Kaffee zu. In ihrem Coffeemobil befindet sich auch ein kleiner Secondhand-Buchladen. Zudem lädt sie einmal im Monat zum English Book Club ein, der sich drinnen in unserer Bibliothek trifft.
journeycoffeeandbooks.com



Bienen: Was macht jemand, der hoch allergisch auf Bienen ist? Er kümmert sich seit über zehn Jahren um genau diese ­In­­sekten bei uns auf dem Dach. Keine Sorge: Gestochen wurde Tschann zum Glück noch nie. Seine Bienen profitieren von bepflanzten Balkonen und den Alleen im Quartier. Jährlich gibt’s 40 bis 120 Kilo ­Berner Stadthonig. Fun Fact: Eine Honig-Analyse ergab, dass den Bienen auch ein stattlicher Anteil Hanf als Nahrungs­quelle dient. Einmal im Jahr wird der Honig geschleudert. Die Nachbarschaft kommt dann mit ihren Gläsern vorbei und füllt Honig direkt vom Fass ab.



Familienzimmer:
Als Familie ein Hotelzimmer mit genügend Platz zu suchen, macht keinen Spass. Inspiriert vom Guesthouse Zollhaus in Zürich haben wir einige Zimmer mit stabilen und komfortablen Doppelkajüten-Betten ausgestattet. Hier haben alle Platz – und Spass.




Short, Extended and Long stays: Unsere Zimmer sind flexibel nutzbar und eignen sich für kurze wie auch lange Aufenthalte. Fast alle Zimmer verfügen über eine «geheime» Küche, versteckt im Sideboard. Unsere Wohnungen eignen sich für Extended- oder Long Stays. Diese Flexibilität sorgt für einen spannenden Gäste-Mix und eine bessere Auslastung durch Extended Stays.




Bibliothek: Ein Raum in unserem Zwischentrakt mit beeindruckenden Bücherwänden. Ganz ehrlich: Es ist die unsortierteste Bibliothek weit und breit. Einem Gast gefiel das nicht. Er räumte auf und sortierte alle Bücher nach der Umschlagfarbe. Die Bibliothek ist unser Gemeinschaftsraum und lädt die Gäste ein, ihre Zimmer auch mal zu verlassen.




Schwimmsäcke statt Klimaanlage: Auf eine Klimaanlage verzichten wir. Das finden im Sommer nicht alle Gäste toll. Darum haben wir eine andere Art der Abkühlung im Angebot: Schwimmsäcke mit Routenbeschreibung für den Sprung in die Aare.




Es war einmal …

Minigolf: Genau wie beim Coiffeur wollten wir etwas Besonderes haben. Etwas, das die Leute zum Schmunzeln bringt und zum Spielen motiviert …

Milchladen: Das Quartier konnte sich von morgens bis abends mit Milch direkt vom Bauern versorgen. Es gab auch noch Apfelsaft von Apfelgold, Eier von «Mein Huhn dein Ei», Eingemachtes von Strunk und den Honig direkt vom Dach.

Photomat: Den Photomaten haben wir extra an­­fertigen lassen, weil uns die Standardversion nicht gefiel. Fotos konnten gratis gedruckt oder verschickt werden. Bestimmt hängen noch einige Pass­­foto-Streifen an Kühlschränken bei Gästen zu Hause.

Dachkonzert und Burgerfenster: Während der Pandemie erfanden wir uns immer wieder neu. Wir lancierten ein Burgerfenster und verkauften leckere Burger aus dem Küchenfenster. Die Warteschlange war riesig. Mit einem gratis Balkon-Konzert kehrte kurz etwas Normalität in das Quartier ein. Die Strasse war voll, der Abstand konnte trotzdem ­eingehalten werden. Die Polizei fand es auch gut und liess uns weiterspielen.

Probleme: Gehen wir pragmatisch an, auch die schwierige Situation nach einem Überfall.


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