Traumwand­lerischer Bergsommer

Entdecker folgen dem Ruf der «Bergwelt Grindelwald» – und dieser verhallt auch nach einem Jahr nicht, sondern klingt ­kräftiger: Das Designresort stillt den Lebenshunger neu mit Feinschmecker-Picknick auf der Sommerwiese oder im Privat-Spa bei Mondschein.

Seit rund einem Jahr schmiegen sich die Gäste in die kuscheligen Boxspring-Betten, geniessen Köstlichkeiten aus der Gourmetküche, lehnen sich in samtige Sessel zurück und lassen sich von Ruhe durchströmen im tiefblauen Wasser der Pools, welche die Kraft der Grindelwaldner Gletscher spiegeln.

Sinneseindrücke und ungeahnte Momente der Geborgenheit, des Genusses oder des Bei-sich-Seins, die den Gästen durchaus (Freuden-)Tränen in die Augen treiben – spätestens bei der Abreise. Davon berichtet Luzius Kuchen: «Gäste erzählen uns von den Emotionen, die sie übermannen, wenn sie eine Auszeit bei uns verbringen.» Zum Beispiel habe ein Paar aus den Vereinigten Arabischen Emiraten zwei Wochen nach ihrem Aufenthalt im Designresort gleich noch einmal eingecheckt, weil es «an den schönsten Ort ihrer Europareise zurückkehren wollte». «Das sind Augenblicke, die vergisst man nicht so schnell – und in denen man merkt: man hat womöglich das Richtige getan …», erzählt der Hotelentwickler. «Das Richtige», das war im Fall der «Bergwelt Grindelwald» trotz pandemiebedingter Widrigkeiten an der Neueröffnung des Luxusresorts im Herzen des Gletscherdorfs festzuhalten: «Es war ein Wagnis und es hat Mut gekostet, doch heute – nach rund einem Jahr Betrieb – wissen wir, dass es sich gelohnt hat. Die herausfordernden Zeiten spornten uns sogar noch mehr an, Höchstleistungen zu erbringen», blickt Luzius Kuchen zurück, der zusammen mit seinem Geschäftspartner Patrik Scherrer das Tourismusprojekt «Bergwelt Grindelwald» verwirklichte, dessen Planung und Umsetzung sich über zehn Jahre hinzog.




Belohnter Mut …?

Den kleinen Luxus zu zelebrieren, die Privatsphäre dem Pomp vorzuziehen und ein gefühlsvolles Design­resort «zum Berühren» zu schaffen waren Leitmotive der beiden Hotelentwickler Luzius Kuchen und Patrik Scherrer, die sie gerade beim Inte­rieur erlebbar machen: Sie haben einen Sehnsuchtsort in Schwarz geschaffen und gänzlich auf die Farbe Weiss verzichtet. «Ausser bei der Wäsche …», wirft Luzius Kuchen schmunzelnd ein. Keine Wand, keine Decke und kein Gegenstand sind ansonsten in der «neutralsten» aller Nu­­ancen gehalten – das wirkt nicht etwa ­düster, sondern urgemütlich. Denn dies verleihe den Räumlichkeiten einen eigenen Charakter, der ein vertrautes, zwangloses – ja, gar familiäres – Ambiente vermittle. Fein abgestimmte Lichtführung und mu­­sikalische Untermalung verstärken diese atmosphärische Anmutung von «Privat­leben im Gastbetrieb». Im ersten Betriebsjahr ging es ergo vermehrt darum, operative Prozesse zu verbessern, wie Patrik Scherrer resümiert: «Das Team und wir haben unsere Services dahingehend optimiert, dass wir noch näher bei den Gästen sind – und wir haben innovative Erlebnisse für Entdecker, Träumerinnen und lebensfreudige Pioniere entwickelt …»


Alle Romantik-Register gezogen

Eines dieser neuartigen Erlebnisse zieht alle Register der romantischen Verführungskünste und ist inspiriert von den Male­­diven, wo man an einem einsamen Tisch auf der einsamen Insel diniert. Der gediegen gedeckte Tisch aus Holz ist auch hier einsam, doch statt von blauen Meereswogen ist dieser umgeben von im Wind rauschenden und blütenbesetzten Grashalmen: Per Pferdekutsche gelangen die Gäste auf eine Anhöhe, unweit der «Bergwelt Grindelwald», auf eine saftige Blumenwiese. Umschwirrt von Schmetter­lingen und kühler Alpenluft, geniesst man hier unter freiem Grindelwaldner Himmel ein Feinschmecker-Picknick in mehreren Gängen und begleitet von prickelndem Champagner inmitten der felsigen Berg­kulisse von Eiger-Nordwand, den Fiescherhörnern, dem Wetterhorn und dem welt­bekannten Lauberhorn – mehr Blick statt Meerblick also. «Hier sprechen wir bewusst die Träumer und Geniesserinnen an, vielleicht auch die Verliebten …», beschreibt Luzius Kuchen lächelnd, «auf jeden Fall jene, die sich etwas Besonderes gönnen möchten und ein kleines Abenteuer schätzen, das eben einmalig – und nicht überall und jederzeit möglich ist …»

Eintauchen statt nur einchecken

Woher rührt die Motivation, den Gästen dieses «Mehr» zu bieten? «Uns etwas ­Aussergewöhnliches einfallen zu lassen sehen wir als Wertschätzung gegenüber unseren Gästen und deren Emotionen. Die Zeit, die sie in den Ferien verbringen – ge­­meinsam mit ihren Liebsten –, sollte lange in schöner Erinnerung bleiben», führt Patrik Scherrer aus, «um das zu erreichen, braucht es einen bewusst wahrnehmbaren Unterschied, ein intensives Gefühl, das sich im Gedächtnis verankert und von dem sie noch Monate – oder Jahre – zehren, wenn sie längst wieder im Alltag angekommen sind.» Jeder Mensch kenne schliesslich jene Momente und Orte, die zu den Highlights auf dem eigenen (Reise-)Weg zählten.

Das Zeug zu einem «Davon muss ich euch erzählen!» oder «Oh, weisst du noch …»- Moment hat auch das jüngst kreierte ­Spa-Package: Bricht die Nacht im Berner Oberland herein, beginnen die Stunden der Wellness-­Wagemutigen, welche sich der Behaglichkeit des «Fire & Ice»-Spas in Zweisamkeit hingeben. Es prickelt und vi­briert in der Saunalandschaft, im Dampfbad, in den Pools, im Eisbrunnen und im Ruhebereich mit knisterndem Cheminée, wenn sich die Aufgeregtheit des Tages in der abendlichen Mystik von Zedernduft, Minze, Leckerbissen und feinen Champa­gnerperlen legt. «Was will man mehr, als in einem luxuriösen Spa ganz für sich allein zu relaxen – und dies nachts …?», fragt Luzius Kuchen – gewiss rhetorisch, denn dieser reizvollen Vorstellung kann sich wohl keiner entziehen …



Grillen auf die Gourmet-Art

Das passt zum Trend, den Patrik Scherrer als «weg vom Mainstream, hin zum Indi­vidualismus» beschreibt. Und es ist wohl nicht zuletzt «der Faszination» zu ver­danken, welche die Erfinder selbst für ihr «Small Luxury»-Hotel verspüren, dass sie bereits im ersten Jahr Auszeichnungen errungen haben. Allen voran die 15 «GaultMillau»-Punkte, die der Executive-Chef Marcus G. Lindner auf Anhieb erkochte – oder zur Sommersaison passender: ergrillte. Keine Zangengeburt also, doch mit der Zange geboren sind die Lostallo-Lachssteaks, Brunnenhof-Schweinskoteletts, Simmen­taler Rindsfilets oder Oberländer Tomahawk-Steaks «dry aged», die er im gewaltigen Grill röstet. Mit Holz eingeheizt, vergehen gut und gerne zwei Stunden, bis die Glut die genehmen Grade erreicht. Wie es sich für einen Pionier der vegetarischen und vegangen Sterneküche gehört («Die vegane Küche wird sich als neue Normalität durchsetzen»), brutzelt er in «BG’s»-Grillrestaurant mit Sonnenterrasse auch den Sommercharakter aus buntem Gemüse wie Kürbis oder Weiss­kabis heraus. Mit Zitronen-Tarte oder Brandteigkrapfen mit kalt-kitzelndem Glacé-Kern, einer Spezialität aus Marcus G. Lindners Heimat Österreich, schliesst man Sommernächte auf 1034 Meter über Meer süss ab. Sommernächte, in denen die Gäste gemeinsam mit Einheimischen zu einer «festlichen Menge verschmelzen, bis in die Morgenstunden», wie es Luzius Kuchen fröhlich umschreibt – und man muss vermuten, dass sich just in diesem Nu ein Geistesblitz entlädt wie bei einem Gewitter über den Gipfeln, die kurz davor erdrückend murmeln.

Doch welche Ideen im Heranreifen befindlich sind, ist dem Mastermind des alpinen Designresorts nicht zu entlocken, selbst wenn man säuselt wie hier die Vögelchen in den dämmerigen Abendstunden: «… es könnte von den Bergen hin zu einem See gehen …», meint er verheissungsvoll. «Wir überraschen lieber mit Resul­taten als mit Ankündigungen, doch stets nach dem Motto: Folge dem Ruf des Unbekannten.»

Man ahnt es: Wer diesem reizvollen Ruf folgt, der wird das eine oder andere Tränchen der Freude verdrücken: wahrscheinlich im Whirlpool, wahrscheinlich auf der Wiese – gewiss lange vor der Abreise.




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