Das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO legt einen Bericht zur aktuellen Entwicklung im touristischen Arbeitsmarkt vor. Die Studie kommt zum Schluss, dass dem Gastgewerbe und Tourismus mittel- und langfristig der Berufsnachwuchs und ausgebildete Fachkräfte fehlen. Die Hotel & Gastro Union macht seit Jahren auf diese negative Entwicklung aufmerksam.
Tiefe Löhne, unregelmässige Arbeitszeiten und eine hohe Fluktuation von gut ausgebildeten Fach- und Führungskräften in andere Branchen sind Gründe dafür, dass Hotellerie und Gastronomie seit Jahren an Attraktivität verlieren.
Das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO hat die Forschungsstelle Tourismus der Universität Bern beauftragt, die aktuelle Branchenlage und die zukünftige Entwicklung im touristischen Arbeitsmarkt unter die Lupe zu nehmen. Dabei stechen vor allem zwei beunruhigende Trends ins Auge: Es fehlen Lernende und Fachkräfte.
Die Hälfte der Lehrabgänger verlassen die Branche
Im Bericht wird festgehalten, dass es mittel- und langfristig weniger Berufslehren in der Hotellerie und Gastronomie geben werde. Zusätzlich sei es schwierig, einmal Ausgebildete in der Branche zu halten. Die Hälfte der Lehrabgänger haben der Branche vier Jahre nach dem Abschluss bereits wieder den Rücken gekehrt. Zitiert wird eine Umfrage der Hotel & Gastro Union aus dem Jahr 2020, die aufzeige, was passieren müsse, damit sich das ändere: Die Arbeit müsse stärker wertgeschätzt werden, die Planbarkeit sich verbessern und die Löhne steigen.
In diesem Zusammenhang betont die Hotel & Gastro Union weiter, dass eine breit angelegte, von der Hotel & Gastro Union und den Arbeitgeberverbänden Gastrosuisse und Hotelleriesuisse gemeinsam getragene Nachwuchskampagne nötig sei, um die positiven Aspekte einer Berufslehre im Gastgewerbe aufzuzeigen.
Bessere Arbeitsbedingungen sorgen für loyale Mitarbeitende
Die Studie hält fest, dass der Druck auf die Arbeitsbedingungen im Tourismus und im Gastgewerbe ansteige. Dies im Zusammenhang mit dem zunehmenden Fachkräftemangel. Qualifizierte Mitarbeitende zu finden, werde als eine der grössten Herausforderung gesehen, denn nach Schliessungen von Betrieben während der Pandemie seien Fachkräfte nicht mehr in touristische Kernbranchen zurückgekehrt. Wollen Unternehmen gut ausgebildete Arbeitnehmende anziehen, müssten auch die Arbeitsbedingungen dementsprechend ausgestaltet sein. Fehlen Erwerbstätige, müssten die Verbliebenen umso stärker belastet werden. Bezüglich der Löhne sei langfristig zu erwarten, dass der Druck auf Erhöhungen generell hoch bleibe.
Die Hotel & Gastro Union sieht einen dringenden Handlungsbedarf bei den Aspekten Arbeitszeit, Lohn und Wertschätzung. Die Berufsorganisation fordert die Arbeitgeberverbände Gastrosuisse und Hotelleriesuisse auf, die drei Punkte gemeinsam zu diskutieren und anzugehen. Zudem soll Gastrosuisse sofort seine Blockade bei den L-GAV-Gesprächen beenden, damit verhandelt werden kann.
Quelle: Medienmitteilung Hotel & Gastro-Union