Anton Mosimann – ­Lieblingskoch von Königin Elisabeth II.

Er ist der liebenswürdigste Mensch und ein vollkommener Gentleman. Anton Mosimann, der weltweit berühmteste Koch der Schweiz, war und ist ein Visionär und der universellste Küchengott der Schweiz. Der erste Fernsehkoch ­seiner Zeit hat nicht nur Königin Elisabeth bekocht, sondern die gesamte High Society – Hollywoodstars, Politiker und Royals. In der Collection Mosimann in Bouveret sind nun seine gesammelten Artefakte zu besichtigen.

Mein kürzliches Treffen mit Anton Mosimann in seinem Museum am Genfersee hat viele Erinnerungen wachgerufen. Wie soll man ein Porträt über jemanden schreiben, der eine lebende Legende ist, der sein ganzes Leben lang die Schweiz weltweit als Botschafter repräsentierte und dafür nie Dank erwartete? 1988 verwirklichte sich Anton Mosimann einen Lebenstraum mit seinem exklusiven Klub-Restaurant Belfry in einer ehemaligen Presbyterianer-Kirche Londons. Erst im Januar 2022 hat er die Leitung seines ikonischen Hauses an seine beiden Söhne Philipp und Mark übergeben. Bereits im August 1995 hatte ich ihn dort besucht, um eine Reportage über ihn zu schreiben, und lernte einen grossartigen Menschen kennen. Grosszügig, bescheiden, hilfsbereit, resilient und emphatisch.


Anton Mosimanns Wurzeln liegen in der Schweiz, wo er im Jahr 1947 geboren wurde. Aufgewachsen ist er in Nidau bei Biel. Seine Eltern führten dort ein gutbürgerliches Restaurant, in dem er schon früh mitwirkte. Im Bären in Twann absolviert er dann eine Lehre als Koch. Anton Mosimann war der jüngste eidg. dipl. Küchenchef der Schweiz und später dekoriert mit unzähligen Goldmedaillen, Auszeichnungen, Diplomen und Abschlüssen. Er war gerade 28 Jahre alt, als er 1975 als Maître Chef de Cuisine ins Dorchester Hotel in London berufen wurde. Eine damals an Luxus kaum zu überbietende Topadresse. Der einfache Schweizer Bub war in der grossen weiten Welt angekommen.

Berufung und Stil

Empfohlen für diese Topstelle wurde Mosimann von Aldelrich Furrer, der damals in einer der ersten Zürcher Adressen, Baur au Lac, die Kochlöffel schwang. Das Dorchester erhielt unter Mosimanns Führung, als ­erstes Hotelrestaurant ausserhalb Frankreichs, Ende der 1970er-Jahre zwei Michelin-Sterne. Als Erstes verbannte er die raue, fluchende und grobschlächtige Art der alten Küchenchefs aus seinem Umfeld. Stattdessen machte er jeden Morgen zuerst die Runde in der Dorchester-Küche und gab jedem die Hand. Es war diese umwerfende Mischung aus absoluter fachlicher Autorität und einfühlender Menschlichkeit, die er mit seiner Präsenz an den Mann brachte. Auch Queen Elizabeth II. fand im Schweizer Bauernbuben ihren persönlichen kulinarischen Kronprinzen. Sie habe, so Mosimann, einmal leicht essen wollen. Daraus ist dann eine langjährige Kochmission für die königliche Familie entstanden.

TV-Koch und Cuisine Naturelle

Der Koch der Königin kochte in über 80 Städten der Welt. Besonders hat ihn die japanische Küche fasziniert, wo er während der Expo 1970 in Osaka ein Team von 25 Japanern leitete und immens viel lernte. Diese Küche lenkte ihn auch später in besonderem Masse. Er wurde so zum Begründer der Cuisine Naturelle und beeinflusst seitdem die europäische Küche. Mosimann selbst wurde sozusagen über Nacht zum Koch der Staatschefs, der Reichen und Schönen. Als einer der ersten Fernsehköche hauchte Mosimann in der BBC der britischen Nation in Sachen Kulinarik neues Selbstbewusstsein ein. Aber nicht nur als Fernsehkoch, auch als Autor wegweisender Kochbücher be­­wies er seine grosse Kreativität und Schaffenskraft. Er schuf Bücher, die richtige Kunstwerke und ihrer Zeit weit voraus waren. Mosimann wurde vom Handwerker zum Künstler. Und er meinte einmal, er könne selbst kaum glauben, wie weit ihn seine Reise gebracht habe.

Auszeichnungen in vielen Leben

Anton Mosimann erhielt verschiedene Auszeichnungen, unter anderem verlieh ihm Königin Elisabeth II. 2004 den Order of the British Empire für seine Ver­dienste um die britische Gastronomie. Eine Ehre, die bisher nicht vielen Ausländern in England zuteil wurde. 2017 erschien Mosimanns Autobiografie «Life is a circus». Prince Charles, der Prince of Wales, schrieb ihm: «You are a complete hero.» Und im Jahr 2021 erkor ihn der Sommelier Verband Deutschschweiz SVS für seine Verdienste zum Ambassador-Ehren­mitglied.


Anton Mosimann ist eine historische Persönlichkeit der Schweizer Gastronomie. Nicht nur ein Botschafter der Qualität Schweizer Köche und Küche, er ist ebenso ein Botschafter der Schweiz, so wie es kein Politiker sein kann. Denn er redet auf der ganzen Welt mit jedem Menschen auf Augenhöhe, ob Studenten am College, Journalisten aus der Schweiz, Staatsoberhäuptern von Weltmächten oder Königinnen und Königen. Wirtebub und Starkoch, königlicher Hof­lieferant und lizensierter Privatdetektiv, Schwinger und Ehrendoktor, Celebrity und Vater, Officer of the British Empire und Rallyefahrer. Anton Mosimann hat viele Leben gelebt.

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