Im Gespräch antwortet Ines Triebenbacher wie eine Mischung aus Champagner, Fruchtsaft, Bier und Tee: spritzig, frisch, echt und fein.
Sind Sie ein Gefühls- oder Kopfmensch?
Ich bin ein absoluter Gefühlsmensch, manchmal etwas anstrengend für meine Mitmenschen. Ich glaube, es gibt nicht viele, die sich so sehr für andere Menschen freuen und das auch zeigen können, wie ich.
Welche Gerüche machen Sie glücklich?
Mehlspeisen frisch aus dem Ofen.
Welchen Geschmack verbinden Sie mit Ihrer Kindheit?
Frische Karotten aus dem Garten meiner Oma.
Welcher Wein hat ursprünglich Ihre Liebe zum Wein geweckt?
Ich glaube es war ein Gelber Muskateller aus Österreich. Der war so fruchtig und süss, da kann man ja kaum nein sagen als junge 20-Jährige.
Welche junge Winzerin beeindruckt Sie?
Ich bin absolut begeistert von der Champagner Winzerin Elise Bougy aus der Montagne de Reims. Sie schafft biodynamisch, macht hervorragende, absolut präzise Champagner und muss sich überhaupt nicht vor den grossen Labels verstecken.
Welche Weinpersönlichkeit hat Sie am meisten beeindruckt?
Der Maître und Headsommelier des Restaurants Kronenschlösschen im Rheingau, Helge Hagen. Er hat mich mit 21 Jahren an der Hand genommen und mir unglaublich viel über Wein beigebracht. Beeindruckend war, dass er sowohl Gastgeber, wie auch Sommelier war. Diese beiden Berufe sind bei ihm nie in Konkurrenz zueinander gestanden, sondern funktionieren bei ihm als eine ausgewogene Einheit für den Gast. Ich denke, dass er für mich den Weg bereitet hat, eine gute Gastgeberin und Sommelière zu werden.
Was ist für Sommeliers am Wein wichtiger als für Winzer?
Für mich zählt immer der Geschmack des Gastes. Ich kann viel über die Philosophie der Winzer erzählen und meine Auswahl der Weine, passend zu den Gerichten begründen. Trotzdem geht es einzig und allein um den Gast. Für ihn will ich den perfekten Wein finden. Es geht nicht darum, den Gast vom Winzer oder von meiner Ansicht zu überzeugen.
Wie wichtig ist für Sommeliers die Arbeit der Winzer?
Es ist sehr wichtig zu wissen, wie die Winzer arbeiten und welche Philosophie ein Winzer hat. Gerade bei Weinen, welche wir glasweise anbieten, erzählen wir die Geschichten der Produzenten und nicht welche Früchte man in dem Wein schmecken kann.
Was erwarten Sie von einem guten Sommelier?
Das er auf den Geschmack des Gastes eingeht und nicht sein Ego befriedigen möchte.
Was war die beste Wein-Speisen-Kombination, in Ihrer Erinnerung?
Die Hummerbisque von meinem Freund mit einem Blanc de Blanc Champagner Les Perrieres von Ulysse Colin. Die Buttrigkeit und die Frische des Champagners in Kombi mit dieser intensiven, cremigen Suppe war einfach nur der Wahnsinn – so gut, dass dies nun unser alljährliches Silvester-Ritual ist.
Was ist Ihre letzte Weinentdeckung?
Ein 2018er Pinot Noir von der Domaine Marjan Simcic aus Slowenien. Wir hatten diesen Wein im Grotto da Enzo im Tessin. Ich mag keinen Pinot; dieser hat mich aber sehr positiv überrascht.
Inwieweit beeinflussen Sie die Weinauswahl für Ihre Weinkarte?
Ich darf mich komplett eigenständig um unsere Weinkarte im Igniv kümmern. Daher habe ich den Fokus bei uns auf Winzerchampagner gelegt, meine absolute Leidenschaft.
In welchem Restaurant sind Sie immer wieder Gast?
Wir sind regelmässig im Restaurant Rosi in Zürich. Es ist wunderbar unkompliziert, locker und es gibt fantastisches Essen. Wenn wir etwas zu feiern haben, gehen wir ins Restaurant Magdalena in Rickenbach. Wir fühlen uns jedes Mal, als wären wir zuhause.
Was fällt Ihnen an anderen Menschen als erstes auf?
Ob sie eine positive Ausstrahlung haben.
Was war die mutigste Entscheidung in Ihrem Leben?
Mit 19 Jahren ganz allein in ein Wirtshaus nach England zu ziehen und in einem Sterne Restaurant zu arbeiten.
Was ist der beste Rat, den Sie je erhalten haben?
Es gibt drei wichtige Dinge im Leben: Nicht lügen, keine Schulden haben und sich nicht mit negativen Menschen abgeben. Auch wenn man es vielleicht nicht immer schafft, ganz genau danach zu leben.
Was darf in Ihrem Kühlschrank niemals fehlen?
Eine Flasche Champagner, Brot und Butter.
Für welche Eigenschaft bekommen Sie die meisten Komplimente?
Dafür, dass sich die Gäste bei mir sehr wohl fühlen und nicht das Gefühl haben, in einem steifen Sternerestaurant zu sitzen.
Wer ist Ihr Lieblingsmusiker?
Ich bin ein grosser Fan der Band Fleetwood Mac.
Gibt es etwas, dass Sie unbedingt noch erleben wollen?
Ja, dass sich unsere Branche vom Mitarbeitermangel erholt und wieder mehr junge Menschen die Schönheit unseres Berufs sehen und sich langfristig für diesen entscheiden.