Gekaufte Fake-Hotelbewertungen

Bevor man ein Hotel online bucht, konsultiert man gerne Empfehlun­gen von Gästen, die bereits im ausgewählten Haus abgestiegen sind. So weit, so unproblematisch. Das Problem beginnt dann, wenn man nicht mehr weiss, ob die Bewertungen, die Kommentare und Empfeh­lungen echt oder fake sind. Und das weiss man eigentlich nie.


Bewertungen und Empfehlungen von Hotels sind zur gewöhnlichen Handelsware geworden. Im Internet werden sie feilge boten. Im Selbst­test habe ich am 28. Oktober, 18.10 Uhr, «Bewertungen kaufen Hotel» gegoogelt. Das Ergebnis: über 23 Millionen Treffer und auf der ersten Seite zwölf Firmen, die Hotelbewertungen anbieten (z. B. Holiday­check, Tripadvisor, Fivestar­Marketing, Rezensio, Mystar­Marke­ting, pro.regiondo, freiraummanager, abouttravel usw.). Da wurden von einer Firma fünf Bewertungen für 74.95 Euro angeboten; zehn Bewertungen kosten 143.95 Euro (statt 149.50) und 50 Bewertungen sind für 629.95 Euro (statt 747.50) zu haben.


Unter dem Titel «Fünf Sterne für alle(s)» geht ein Artikel der Frank­furter Allgemeinen Zeitung (11.10.22) der Sache mit den Online­Bewer­tungen in Deutschland nach. Die Recherche kommt zum Schluss: «Fake­Bewertungen sind im Internet omnipräsent – und führen Kunden in die Irre. Agenturen verkaufen sie inzwischen auf skrupellose Art und Weise.» Die Handelsware Hotelbewertung (wohl aber jede Bewertung im Internet) hat ein Glaubwürdigkeitsproblem. Das sehen auch grosse Anbieter wie Google, oder Amazon so, wie der FAZ­Artikel festhält. 2021 habe Google «knapp 100 Millionen Rezensionen geblockt oder entfernt». Amazon wird mit der Aussage zitiert, das Unternehmen habe 2020 «mehr als 200 Millionen mutmasslich missbräuchliche Rezen sionen unterbunden». Der Vertrauensschaden und der volkswirt­schaftliche Schaden solcher Fake­Bewertungen lässt sich allerdings «nicht seriös beziffern».


Auf EU­Ebene blieben Anstrengungen, die von Unternehmen, die Be ­wertungen verkaufen, mehr Transparenz ver langten, bisher erfolglos. Konsumentenschützer fordern, dass die Sache bei fehlbaren Firmen mit strafrechtlichen Massnahmen verfolgt wird – weitgehend erfolglos. Ein Grund dafür ist, dass es «so viele unterschiedliche Ge schäftsmo­delle der Portale» gibt. Dagegen anzukommen, meint eine bayrische Verbraucherschützerin, wäre nur mit einem «Potpurri an vielen kleinen Regelungen». Auf der anderen Seite werden Unternehmen, beispielsweise Google im Artikel mit Aussagen zitiert, wonach sie im Kampf gegen Fake­Bewertungen Investitionen in «erheblichem Umfang» tätigen. Das Rennen zwischen Regel­Potpurri und nicht völlig glaubwürdigen Unternehmen ist noch offen. Der Autor des Artikels aber meint abschliessend: «Je tiefer man sich in die Welt der Bewer­tungen im Internet begibt, desto grösser wird das Misstrauen, das einen beschleicht.»

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