Alte und neue Trends.  Was beschäftigt uns in der Zukunft?

Alte und neue Trends. Was beschäftigt uns in der Zukunft?

Ivo Christow

Zum Jahresende gibt es den Moment, wo man zurückschaut und analysiert, wie das Jahr verlaufen ist. Was hat funktioniert und was nicht? Wo stehen wir in der Bilanz? Was hat sich verändert? Zurückschauen hilft zu verstehen, zu reflektieren und daraus zu lernen. Vorausschauen hingegen gibt die Möglichkeit, das Gelernte anzuwenden, aber auch neue Wege auszuprobieren und Visionen anzugehen. Ich schaue in ­dieser Zeit am liebsten in die Zukunft. Was kommt auf uns zu? Was sind Möglichkeiten und Trends und wie erreichen wir unsere Ziele?

Meine Gedanken in Schwung gebracht hat eine aktuelle Studie von Marriott ­Bonvoy in Zusammenarbeit mit der Zukunftsforschungsagentur The Future Laboratory. Die Erkenntnisse nehmen Bezug auf den deutschen Markt. Dabei können im Hotel- und Reisebereich drei Haupttrends ausgemacht werden: 

Nachhaltigkeit – Die Sensibilität für nachhaltige Betriebe und das Umweltbewusstsein steigt. Die Nachhaltigkeit wird zu einem festen Auswahlkriterium in der Ferienplanung. 

Künstliche Intelligenz (KI) für die indi­viduelle Reiseplanung – ChatGPT und Bard als virtuelle Reiseberater sind in der Gegenwart angekommen. Wobei dies vor allem für die jüngeren Alterklassen bis 45 Jahre gilt. 

Zwei Trends, die schon jetzt sehr präsent sind, nun aber über Resultate belegbar Fahrt aufnehmen und sich weiterentwickeln werden. 

Slow Travel ist der dritte Trend im Bun­­de. Er umschreibt das Bedürfnis nach einem Entschleunigungsurlaub. Hier ha­­ben wir es mit einer Neudefinition der Er­­lebnis­gesellschaft zu tun – «less is more» bedeutet keine Action und kein Adrenalin, sondern vielmehr die Suche nach Klarheit und Fokussierung für Körper und Geist. Dazu möchte man «Wohnen statt Übernachten», um eine private Entspanntheit und ein individuelles Erlebnis zu bekommen. Im Fachjargon «Instant Privacy» ge­­nannt. 

Das Zukunftsinstitut, das sich u. a. mit ­diesem Trend beschäftigte, kommt zur Erkenntnis, dass Slow Travel keineswegs nur der Erholung von den Strapazen des hektischen Normalzustands dient, um anschliessend wieder fit in die schnelle Gesellschaft zurückzukehren. Es steht für eine Erhöhung der Lebensqualität, indem es persönliches Wachstum fördert, das nach dem Erlebnis anhält. Es ist die in­­dividuelle Erfahrung dieses langsamen Reisens, die spürbar und nachhaltig das Wohlbefinden steigert. 

Nun befinden wir uns in einem echten ­Spagat. Wir lassen KI für uns planen, ­denken, kreieren und kombinieren und wollen die eingesparte Zeit in bewusste, langsame Erlebnisse investieren. Die überdurchschnittliche Schnelligkeit wird mit einer übergrossen Langsamkeit kompensiert. Und dazwischen findet das ganz ­normale Leben statt. Es scheint, als liege ein Schlüssel zur Zufriedenheit darin, eine ausgewogene Balance zwischen diesen zwei Bedürfnissen zu schaffen.

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