Flaneure lieben das «Bohemia» am Basler Marktplatz

Vor einem Jahr wurde das komplett renovierte, historische Gebäude des ehemaligen Warenhauses Märthof mit dem gleichnamigen Boutique-Hotel eröffnet. Das integrierte Restaurant «Bohemia», konzipiert von der renommierten Innenarchitektin Leslie Nader, ist nicht nur für Basler ein offenes Zuhause geworden.


Das Design des Restaurants «Bohemia» besticht durch die Kombination bewährter Materialien mit modernen Details sowie einer Gastlichkeit, die sich bereits in der Raumgestaltung zeigt: Eine grosszügige, fünf Meter lange Bar ist zentrales Element des offenen Gastraums.


Fast vier Jahre dauerte der Umbau mitten in der Stadt Basel, wo die meisten Trams der Stadt vor dem täglichen Markt und dem dahinterliegenden roten Rathaus so rasch es eben geht die Innerstadt befahren. Innerhalb kürzester Zeit fühlten sich Basler wie Touristen im Strassencafé und im Innenbereich zuhause, das rege Geschehen oder in der Küche beobachtend. Oder wie Flaneure, nicht wenige auch von der nahen An­­legestelle der Kreuzfahrtschiffe auf dem Rhein.


Der Restaurantbereich belegt, neben dem Front Office und der Lobby des von Iria Degen gestalteten Hotel­bereichs, das Erdgeschoss des Märthof und bildet damit den direkten Bezug zur lokalen Bevölkerung. An sie richtet sich das «Bohemia» ganz explizit. Inspiriert von den Bohemiens des 19. Jahrhunderts steht das Restaurant für Offenheit, Grosszügigkeit und Vielfalt. Ein Ort für alle, ein Treffpunkt in Basel und ein temporäres Zuhause für die Hotelgäste; einfach ein Ort, wo man sich begegnet.

Gestalterische Vielfalt

Die Vielfalt zeigt sich einerseits im gastronomischen Angebot. Von früh bis spät, vom einfachen Getränk bis zum ausgedehnten Menu ist im Restaurant «Bo­­hemia» jederzeit alles möglich. Andererseits ist die ­Vielfalt auch ein ausgeprägtes Merkmal der Innen­architektur: Eine Lounge steht bereit für gemütliches und ungezwungenes Beisammensein. Die lange Sofabank im Restaurantbereich lädt zum Verweilen und Geniessen in grosser oder kleinerer Runde ein. Im ­Bistroteil kann es schnell oder langsam angegangen werden. Und wer an der Bar sitzt, dem Herzstück des Raumes, hat den Überblick. Sowieso blickt man von fast überall ins geschäftige Treiben der Köchinnen und Köche in der direkt angrenzenden Küche, fast raumhohe Fenster machen es möglich.


Die verschiedenen Sitzbereiche bilden stilistisch dennoch eine Einheit: Warme Goldtöne, Samtbezüge in dichten Farben, eigens angefertigte Leuchten, Ein­fassungen aus Holz und ein auserlesener Mosaikboden geben dem grossen Raum Halt und sorgen für ein Ambiente, in dem Gäste gerne verweilen. «Jede und jeder wird sich hier wohl fühlen und einen Lieblingsplatz finden, da bin ich mir sicher», erklärt Leslie Nader. Sie sitzt beim Interview auf einem der bequemen, von Matteo Thun für Verywood entworfenen gepolsterten Barstühle.

Der Märthof verfügt ausserdem über einen Fitnessraum, einen Wellnessbereich, einen Bankettraum sowie eine Dachterrasse mit einmaliger Aussicht über die Stadt. Verständlicherweise ist der Eventraum mit angrenzender Dachterrasse jeweils für Monate aus­­gebucht. Ein Ver- und Besuch lohnt sich jedoch un­­bedingt, reicht der Blick doch vom lebhaften Markt­geschehen tagsüber bis weit ins Baselbiet und den Jura. Noch ein Tipp: Wer das Restaurant besucht, soll dringend auf dem Weg zu den Toiletten einen Blick in den aussergewöhnlichen «Weinkeller» werfen.

Bohemia Basel – der Geschichte verpflichtet

Der Name «Bohemia», abgeleitet vom Bohemian Lifestyle, geht auf die Bohemiens des 19. Jahrhunderts im Pariser Quartier Latin zurück. Sie waren als lebensfrohe, freie und ausschweifende Gesellschaft bekannt und hoben sich damit klar von der bürgerlichen Norm ab. Berühmtheiten wie Pablo Picasso, Oscar Wilde, James Joyce oder Ernest Hemingway werden als ­Bohemiens bezeichnet. Diese historische Verankerung schafft eine zusätzliche Verbindung zum geschichtsträchtigen Märthof-Gebäude, wo der offene und künst­­lerische Geist des Savoir Vivre der Bohemiens weiter gepflegt wird. Der Wandschmuck, die mehreren prägnanten, grossformatigen Gemälde der Basler ­Grafikerin und Illustratorin Patrizia Stalder unterstreichen die Idee des gestalterischen Konzeptes und erinnern ältere Basler an die legendären Frivolités. Die leider vergangenen Maskenbälle vor und während der Basler Fasnacht, bei denen eine junge Garde ­Kreativer, angeführt von der Malerin Irène Zurkinden, die Stadt verwirrte oder verzauberte, je nach An- und Einsicht ins Geschehen.


Die Geschichte des Märthofes

Der Märthof befindet sich in einem historischen Basler Gebäude mit einer denkmalgeschützten Neubarock-Fassade aus dem Jahr 1894. Die fünf unabhängigen Wohn- und Geschäftshäuser am Marktplatz und der Eisengasse wurden 1981 zu einem Gebäude vereint. Der so entstandene Märthof öffnete 1983 seine Türen erstmals als Warenhaus. Beim Bau des Hotels Märthof wurde die einzigartige Fassade nicht nur aufrecht­erhalten und mit grosszügigen Fensterfronten kom­biniert, sie wurde nochmals aufgewertet. Sie konnte freigespielt werden, da alle funktionellen Räum­lichkeiten für den Hotelbereich zentral um den Er­­schliessungskern des Gebäudes angeordnet sind. Das architektonische Konzept von Burckhardt + Partner löst damit die Grenzen von Innen nach Aussen auf. Die Farbwahl sowie Details neuer oder veränderter Fassadenteile wurden mit Rücksicht auf die histo­rische Bausubstanz und in engem Austausch mit der Denkmalpflege entwickelt. Dabei legten die Architekten grossen Wert auf hochwertige Materialien sowie Design. Werte, die auch die Innenarchitektinnen ­Leslie Nader und Iria Degen in ihren Projekten leben.

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