Hotel Innovations-Award 2022: Ein Projekt, das Tradition und Biodiversität verbindet

«Votre Cercle de Vie», ein Hotelprojekt in Château-d’Oex, gewinnt den Hotel Innovations-Award 2022. Das Siegerprojekt überzeugte die Jury mit der Verbindung von Tradition, Handwerk und Biodiversität sowie den ganzheitlichen Ausbildungskonzepten. Der Preis wurde am 8. November im Verkehrshaus der Schweiz zum sechsten Mal vergeben.


Zentrale Herausforderungen für die Schweizer Hotellerie sind die steigenden Erwartungen der Gäste, die Notwendigkeit zu Innovation und Differenzierung im Angebot sowie klarer Positionierung, der erhöhte Kostendruck und die rasante Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologie. Diese Umstände erfordern hohe und wiederkehrende Investitionen: Es braucht neue, innovative Betriebskonzepte und Geschäftsmodelle.


Vor diesem Hintergrund haben die Initianten Gastro­Suisse und SGH 2016 einen jährlichen Unterneh mer­wettbewerb, den Hotel Innovations­Award (HIA), ins Leben gerufen. Dabei werden die vielversprechends ten eingereichten Ge schäftsmodelle und Betriebskonzep­ te bestehender und operierender, kleiner und mittlerer Hotels (KMH) prämiert und bei der Weiterentwick­lung ihrer Vor haben unterstützt.


Angesprochen werden Betreiberinnen und Betreiber von KMH bzw. Beherbergungsbetrieben mit mindes­tens zehn bis maximal 50 Zimmern (maximal 100 Bet­ten). Die eingereichten Konzepte und Modelle dürfen zum Zeitpunkt der Bewerbung noch nicht in Betrieb sein. Die besten Projekte werden mit einem Workshop im Wert von CHF 800, der Teilnahme an Netzwerkver­anstaltungen von GastroSuisse und der SGH sowie einer VIP­Einl adung für den Hotel Innovations­Tag geehrt. Der Hauptgewinnende wird bei der Umset­zung seines Vorhabens durch ein individuelles, profes­sionelles Coaching im Wert von insgesamt

CHF 15 000 unterstützt.


Die Bewertungskriterien der Wettbewerbsein gaben sind: die Originalität des Geschäftsmodells (Innova­tion oder Grad der Imitation bestehender Modelle), der Kundennutzen und Kundenmehrwert, die effek­tive und kurzfristige Realisierbarkeit des Projektes, das Potenzial zur Imitierung durch andere, die regio­nale Stärkung der Wertschöpfung durch das Geschäfts­modell und Kooperationen sowie die Wirtschaftlich­keit und Tragbarkeit.


SGH als Mitbegründerin des Awards in der Trägerschaft

Die SGH setzt als Kompetenzzentrum die Beherber­gungsförderung als Teil der Tourismuspolitik des Bundes um. Sie gewährt subsidiäre Darlehen an Be ­herbergungsbetriebe in Fremdenverkehrsgebieten und Badekurorten. Zudem bietet sie Beherbergungs­betrieben, Tourismusunternehmen, Banken, der öf­ fentlichen Hand sowie weiteren Institutionen in der ganzen Schweiz Beratungsdienste an.


Neben den beiden erwähnten Aufgaben rundet der Wissenstransfer zugunsten der Beherbergungsbran­che das Tätigkeitsfeld der SGH ab. So engagieren sich die Mitarbeitenden als Dozierende an Fachhochschu­len und helfen bei der Erarbeitung von Inhalten an Fachan lässen.


Das Mitwirken beim Hotel Innovations­Award deckt sich mit dem Förderauftrag der SGH. Mit der Aus­zeichnung werden innovative Projekte der Beher­bergungsbranche bei der Umsetzung der Idee in die Praxis unterstützt. Die SGH ist bei der Ausrichtung der Workshops aktiv involviert und in der Jury für die Nominierung der Projekte vertreten. Zudem leistet sie einen finanziellen Beitrag an den Hauptpreis. Zusammen mit GastroSuisse unterstützt und fördert sie den Zugang zu Fremdmitteln für die Hotellerie, u. a. mit dem Erbringen von Beratungsleistungen zur Umsetzung.


Schweizer Berghilfe als Partnerin des Awards

Seit 1943 setzt sich die Schweizer Berghilfe für die Menschen in den Schweizer Bergen ein. Sie unterstützt Projekte, die Arbeitsplätze und Wertschöpfung im Berggebiet schaffen. Damit wirkt sie der Abwande­rung entgegen und sorgt dafür, dass die Bergregionen auch in Zukunft lebendig bleiben. Die Finanzierung der Beiträge erfolgt ausschliesslich durch Spenden.


Im Bereich des Tourismus werden Projekte gefördert, die abseits touristischer Zentren liegen, sich anhand eines regional typischen Themas positionieren, regio­nal gut verankert sind sowie Wertschöpfung für die Region generieren. Die Berghilfe ist damit eine pas­sende Partnerin für den HIA und wirkt ebenfalls aktiv in der Jury mit.


Was wurde aus den Ideen und Konzepten ehemaliger Gewinner?

Seit der Lancierung im Jahr 2016 wurde der HIA in diesem Jahr zum sechsten Mal vergeben. Pandemie­bedingt fand die Preisverleihung 2020 nicht statt. Vier der fünf bisherigen Siegerkonzepte wurden erfolg­reich umgesetzt und sind operativ im Markt tätig. Zeit für einen kurzen Rückblick mit der Frage, wie sich die bisher prämierten Projekte entwickelt haben. Nach­folgend stellvertretend zwei Projekte.


Weinhaus am Bach, Gewinner 2016

Silvana und Albi von Felten vom Landhotel Hirschen in Erlinsbach, haben 2016 den ersten Hotel Inno va­tions­Award gewonnen. Die Jury wählte die Preis­tragenden aus über 20 Bewerbungen aus. Für das Weinhaus am Bach sprachen insbesondere die kohä­rente Geschäftsidee, die sich in das be ste hende Kon­zept des Hauses einfügt, die regionale Ver ankerung sowie der Kooperationsgedanke. Wohldurchdachte überbetriebliche Konzepte können die Wettbewerbs­fähigkeit deutlich steigern.


2017 wurde das Hotel eröffnet. Die Idee, die Zimmer mit persönlichen Utensilien und Aussagen von Winze­rinnen und Winzer zu positionieren, kam sehr gut an.


So sind aktuell 20 Zimmer von Schweizer Weinprodu­zierenden buchbar. Dazu kommen vier Zimmer von Prominenten, die edle Tropfen in unseren Nachbar­ländern herstellen. Grossen Anklang finden die zwei Juniorsuiten sowie zwei exklusive Wein suiten, u. a. mit begehbaren Weinschränken.


Martin Abderhalden, Leiter Hotellerie und Tourismus bei GastroSuisse, sagte an der seinerzeitigen Eröff­nungsfeier: «Das Weinhaus hat eine Vorbildfunktion. 08/15­Betriebe werden es künftig schwer haben; was zählt, ist das Erlebnis.» Michael Kauer, damaliger stellvertretender Direktor der SGH, erklärte reimend, weshalb die von Feltens den Preis gewonnen haben: «S Konzept isch ganz us eim Guss / und passt zur Huus­Philos ophie: em Gnuss / Bi höcher Choch­kunscht cha me fein diniere / Und nachher sanft gebettet au logiere / Und d Jury het natürli au vor­usgseh / dass es ufgaht, au fürs Portemonee.»












Bretterhotel – Trauffer Erlebniswelt, Gewinner 2021

2021 hat die Jury das Konzept und Geschäfts modell der Erlebniswelt von Marc A. und Brigitte Trauffer überzeugt. Die Umsetzung schafft ein neues und einzigartiges Angebot und Erlebnis für den Gast. Die Holzspielwarenfabrik Trauffer wird zu einer ein­zigartigen Erlebniswelt im Berner Oberland. Die be ­stehende Fabrik erweitert sich durch ein Bretterhotel mit 31 Zimmern (Highlights: mehrere Arvensauna­Zimmer und ­Suiten, Erlebniszimmer mit Röhren­rutschbahn), einem Shop, einer Bäckerei mit Bistro, einem Dorfladen, der Post, einem À­la­carte­Restau­rant sowie Event­ und Kursräumen.

In Kombination mit geführten Fabriktouren, Erlebnis­rundgängen, Holzschnitzkursen und vielen weiteren Attraktionen entsteht eine faszinierende Erlebniswelt rund um das Thema Holzspielwaren. Das Projekt gene­riert rund 40 neue Stellen, stärkt die regionale Ent­wicklung und steigert die touristische Attraktivität des Berner Oberlands.


Die Trauffer Erlebniswelt und das Bretterhotel wurden am 4. Juni 2022 eröffnet.


«Ein wichtiger und toller Preis»

«Als wir ein Jahr nach dem Erhalt des Hotel Innovations-Awards unser Projekt ‹Hirschens Weinhaus am Bach› eröffneten, half uns diese Auszeichnung bei der Vermarktung unseres Weinhotels. Die Preissumme haben wir in das Marketing fliessen lassen. Heute noch werden wir von Gästen auf den Award angesprochen. Meine Frau und ich finden den Innovations-Award einen wichtigen und tollen Preis, der sich in der Branche etabliert hat. Wir finden es wichtig, dass er an Projekte vergeben wird, bei denen man weiss, dass sie innert zwei Jahren umgesetzt werden können.»


Albi von Felten, Preisträger des ersten Hotel Innovations-Awards 2016


«Der Preis hat uns unglaublich motiviert»

«Dass wir bereits vor der Eröffnung einen Award gewinnen durften, hat uns während der intensiven Zeit der letzten Bauphase und

während der Zeit nach der Eröffnung unglaub-lich motiviert. Es war grossartig zu wissen, dass wichtige Vertreterinnen und Vertreter der Branche an unser Projekt glauben. Wir können uns nur noch einmal von Herzen für diese

wertvolle Auszeichnung bedanken.»


Marc A. und Brigitte Trauffer, Preisträger 2021


Gewinner 2022: Votre Cercle de Vie, Château-d’Oex

An der Verleihung vom 8. November 2022 im Verkehrs­haus der Schweiz wurde das Familienunternehmen von Esther und Nicolas Mottier ausgezeichnet. Die Jury hat insbesondere die Verbindung von Tradition, Handwerk und Biodiversität überzeugt, aber auch der Umgang mit relevanten Themen wie Ökologie, ganzheitliche Ausbildungskonzepte und innovative Arbeitsplätze. Zudem werden durch das Projekt Land­wirtschaft, Tourismus, Gesundheit und Bildung ver­eint, was für die Schweiz aktuell einzigartig ist. Die Eröffnung des Hotels mit 29 Zimmern, einige davon Mehrbettzimmer, ist auf Ende 2024 geplant.


Fazit der SGH zum Hotel Innovations-Award

Wir freuen uns, dass seit 2016 jährlich um die 20 Be ­werbungsdossiers für den HIA eingereicht werden. Die Jury hatte bis anhin immer die Möglichkeit, die Nomi­nationen aus einer Vielzahl von unterschiedl ichen innovativen Konzepten und Modellen auszuwählen. Die Vielfalt der in Entwicklung stehenden Projekte empfinden wir als gross und beeindruckend.


Die der Wahl zugrundeliegenden Auswahlkriterien zeigen auf, dass es der Jury bisher gelungen ist, Kon­zepte zu prämieren, die auch grossmehrheitlich um ­gesetzt werden und sich im Markt erfolgreich posi­tionieren können. Dies auch ganz im Sinne des ersten Preisträgers aus dem Jahr 2016.


Bemerkenswert ist, dass eine Vielzahl der Dossiers nicht von Personen aus der klassischen Hotellerie eingereicht werden, sondern von Quereinsteigenden und ­denkenden. So werden u. a. Geschäftsmodelle entwickelt, die Bestehendes mit der Beherbergung ergänzen und damit für den Gast einen echten Mehr­wert und Erlebnisse schaffen.


Die SGH ist stolz, Teil dieses Awards zu sein und damit ihrem Förderauftrag zugunsten der Branche gerecht zu werden.


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